
Magische Wörter: Juni, Hund, schlafen, Ofen, Kartoffel
Es war einmal auf einem kleinen Bauernhof eine Bauernfamilie. Da waren Hund und Katz noch Freunde und die Menschen konnten mit den Tieren sprechen als ob’s ihresgleichen wären. Nun trug es sich zu, dass der alte Bauer in den Wald musste, um Holz zu holen. Er zog sich warm an, denn es war bitterkalt auf dem Land. Die Bäuerin setzte ihrem Mann noch eine warme Mütze auf und los ging der Alte. Seinen Schlitten für das Holz zog er an einer langen Deichsel hinter sich her. Der Wind pfiff ihm nur so um die Ohren. So ein Mist, die Alte hätt’ mir noch einen Nasenwärmer umbinden müssen, brummelte der Bauer vor sich hin und zog missmutig den Schlitten weiter hinter sich her. Tief im Wald fing er bald an die Zweige aufzusammeln und auf seinen Schlitten zu stapeln. Na das wird ja dauern, eh ich alles eingesammelt habe. Dann steck ich’s in den Ofen und es ist ruckzuck runtergebrannt, konstatiert der Bauer vor sich hin. Ich muss stärkeres Holz finden und er ging noch ein Stück weiter in den Wald hinein. Tatsächlich kam er an eine Lichtung, wo er noch nie gewesen war. Ein kleiner See begrenzte die Lichtung. Komischerweise war der See nicht zugefroren und je näher er kam, umso wärmer wurde es. Unter seinen Füßen wuchsen aus dem Gras die herrlichsten Blumen und auf dem Steg am See sah er eine Frau sitzen.
„Guten Tag die Dame, was macht ihr hier in der Einöde so ganz alleine. Und wo bin ich überhaupt, hier ist es ja warm wie im Juni!“
„Ja siehst du denn nicht, dass ich hier angele, Bauer?“, schilt die Dame den Bauern. Aber schon etwas milder: „Zieh die Jacke ruhig aus, sonst zerfließt du noch vor Hitze, hihihi.“
Dem Bauern war’s schon etwas gruselig zumute, die Fremde hier mitten im Wald vorzufinden, aber er riss sich zusammen und zog seinen dicken Mantel aus. Es war ja auch wirklich warm hier in der Gegend. „Was ist das für ein Ort?“, fragte erneut der Bauer, da er noch keine Antwort bekommen hatte.
„Es ist ein Ort.“
„Ja, aber was für einer!“, der Bauer wurde langsam ungeduldig.
„Komm, setzt dich zu mir!“, forderte die Dame den Bauern auf und sie sprach und murmelte leise, dass der Bauer immer müder wurde und ihm die Augen zufielen und er einschlief.
Plötzlich merkte er, dass etwas an ihm zerrte und es wurde ihm bitterkalt. „Wach auf, wach auf, du darfst nicht schlafen, hör nicht auf die böse Hexe, wach auf!“
Eine kleine Hasenfamilie rüttelte und schüttelte an dem Bauern herum, bis er endlich aufwachte. Die kleine Lichtung, der See und die Fremde waren verschwunden und er selbst war von einer dicken Schneeschicht bedeckt. Sein Mantel lag ein paar Meter weiter entfernt, da wo er ihn fallen gelassen hat. „Was ist denn los? Wo ist das Frauenzimmer?“, fragte verwirrt und zitternd vor Kälte der Bauer.
„Du hast großes Glück, dass du nicht ganz und gar eingeschlafen bist, sonst wärest du erfroren. Die böse Winterhexe lockt immer mal wieder Menschen in den dichten Wald, gerade, wenn es am kältesten ist“, sprach ein Häschen. „Ja, du hattest großes Glück“, riefen die anderen Hasen im Chor. „Geh schnell heim, die Bäuerin wartet schon. Sei froh, dass dich die Hexe nicht gekriegt hat.“
Da wurde es dem Bauern noch mal richtig Angst und Bange hinterher. Schnell zog er seinen Mantel wieder an, sammelte ein wenig Holz ein und lief so schnell er konnte nach Hause.
Dort erzählte er die ganze Begebenheit seiner Frau, die dann auch meinte: „Meine Großmutter hat mir früher immer die Geschichten von der Winterhexe erzählt. Ich dachte immer sie wollte mir nur Angst machen, aber dass sie es wirklich gibt …“, erleichtert fiel die Bäuerin ihrem Mann um den Hals, „Gut, dass die Hasen aufgepasst haben, sonst hätte ich dich wohl erst im Frühjahr wieder gesehen.“
Die kleinen Häschen haben eine Belohnung verdient. Ich habe noch Reste von den Möhren und Kartoffeln, die können die Häschen essen. Ich denke sie haben es sich verdient, den ganzen Winter über bei uns genügend zu futtern zu bekommen.“
So wurden die Häschen den ganzen Winter über von der Bauernfamilie versorgt.
Von der bösen Winterhexe hatte aber keiner mehr etwas gehört und gesehen.
Ende