Erdbeere im Wasser
Allgemein

Kalenderblatt – No.15

Magische Wörter: Rose, Erdbeere, Blut, Wangen, Kirsche

Was haben die fünf magischen Wörter gemeinsam? Genau. Alle haben mit der Farbe Rot zu tun. Und diese Geschichte spielt in einem Königreich, in dem die Farbe Rot eine große Bedeutung hatte. Dabei spielten die Erdbeeren auch eine kleine Rolle und das ergab sich so:

Die Tochter des Königs hatte wunderschöne rote Haare und war sehr stolz darauf. Sie kämmte ihre Haare jeden Tag drei Stunden lang, damit sie schön glänzten in der Sonne. Und täglich aß sie rote Erdbeeren, weil sie glaubte, dass daher die schöne Farbe ihres Haares kam.

Eines Abends brach ein großer Sturm aus und wütete im ganzen Land sieben ganze Wochen. Er wollte und wollte nicht abebben. Als der Sturm sich dann doch endlich legte, war das Land verwüstet. Kein Stein stand mehr auf dem anderen und mitten. Im Königreich stand plötzlich ein hoher Berg, so hoch, dass man meinte, er müsse die Sterne berühren. Auf der höchsten Stelle des Berges stand ein diamantenes Schloss, welches von einem schrecklichen Unhold bewohnt wurde.

Jeden Monat kam er ins Tal zu den Menschen und fraß alles, was rot war und nahm dazu auch noch ein junges Mädchen mit, um es in seinem Palast arbeiten zu lassen. Die Menschen im Königreich fingen dann an, ihre Töchter vor dem Unhold zu verstecken. Auch die Erdbeerfelder und Rosen mussten unter einer Tarnschicht gedeihen. Man kann sich sicherlich gut vorstellen, dass diese Pflanzen nicht sonderlich gut gediehen.

Nun war es aber so, dass Erdbeeren die Lieblingsspeisen der Königstochter waren. Die kleinen mickrigen Erdbeeren schmeckten der Königstochter gar nicht und sie beauftragte den Gärtner ein kleines geheimes Erdbeerbeet anzulegen. Jeden Tag lief sie in den königlichen Garten und schaute, ob die Erdbeeren schon reif waren.

Doch auch der Unhold beobachtete das tägliche Treiben der Königstochter durch einen Zauberspiegel und bekam großen Appetit auf die Erdbeeren. Er holperte und polterte den Berg hinunter und fiel in den Erdbeergarten ein und fraß die gerade gereiften Erdbeeren auf.

Doch mit einem Weibsbild, dem man sein Lieblingsessen wegnimmt, ist nicht gut Kirschen essen.

Ihr schoss vor Wut das Blut in die Wangen und sie schrie den Unhold an.

„Du riesengroßer Fresssack, du! Was hast du getan? Meine schönen Erdbeeren, das wirst du mir büßen“, und haute mit aller Kraft ihre kleine Faust auf die dicke rote Nase des Unholds.

Da jaulte der Unhold auf, denn er war nicht nur verfressen, sondern auch sehr feige.

„Hör schon auf, hör schon auf, ich mach auch alles wieder gut.“

Die Königstochter hielt inne. „Du kannst doch nicht einfach meine Erdbeeren auffressen, das ist mein Lieblingsessen“, schimpfte sie noch einmal recht laut.

Der Unhold saß nun wimmernd in einer Ecke. Fast tat er der Königstochter leid.

„Immer auf meine Nase, das tut doch weh!“

„Das soll es auch!“

„Wenn du aufhörst, lass ich dir deine Erdbeeren in Ruhe, aber hör jetzt auf!“

„Gut, aber ich will eine Garantie, dass du alle Erdbeeren und alles andere, was rot ist, im Land in Ruhe lässt! Und lass die Mädchen frei, die auf deinem Schloss arbeiten müssen!“

„Waaaas?“, jammerte der Unhold laut. „Wovon soll ich sonst leben.“

„Hast du nicht genug Gold und Edelsteine in deinem diamantenen Palast? Du kannst dir alles kaufen, was du willst“, ist die Königstochter entrüstet.

„Aber ich bin auf dem Schloss so alleine und ich langweile mich den ganzen Tag. Und rote Sachen mag ich am allerliebsten“, schluchzt der Unhold. „Klar habe ich Gold und Edelsteine, doch essen kann ich die nicht und Freunde kaufen … na, hör mal.“

„Na klar aber stehlen ist in Ordnung oder was?“ Langsam reicht es der Königstochter, sie wird immer wütender. „Wie würde es dir denn gehen, wenn ich dir deine Nase klaue?“

„Oh nein! Mach das nicht!“ Schützend hält der Unhold seine Hände über seine geliebte rote Nase.

Eine kleine Weile stehen beide Angesicht zu Angesicht schweigend gegenüber und versuchen sich in Grund und Boden zu starren.

Plötzlich hatte die Königstochter eine Idee.

„Pass auf! Mit deinem Gold und den Edelsteinen kannst du Felder kaufen und bewirtschaften lassen. Und, wenn es rote Früchte sein sollen, dann ist das so. Dann kannst du so oft deine roten Früchte essen, dass du satt bist. Der Nebeneffekt ist, du musst so oft von deinem Berg herunterkommen und dass du sicher keine Langeweile mehr hast. Du musst nur ein wenig netter werden, dann kommen die Freunde von ganz alleine zu dir.“

Die beiden wurden sich einig.

Der Unhold ließ die roten Früchte, Blumen und Menschen in Ruhe und bestellte Felder. Er steckte so viel Herzblut in seine neue Aufgabe, dass die Menschen im Königreich sahen, wie ernst es dem Unhold mit seinem neuen ICH war. Er hatte am Ende so viel erwirtschaftet, dass das Königreich von da an nur noch das rote Königreich genannt wurde.

Weil die Menschen im roten Königreich ihren Unhold nun wirklich gerne hatten, feierten sie mit ihm zusammen ein jährliches Erdbeerfest. Die Königstochter und der Unhold jedoch wurden die dicksten Freunde. Und so teilten sie sich alles, was ihre Lieblingsfarbe anging bis zum heutigen Tage.

˜ Ende ™

Adventskalender – No.16
Morgen mit den magischen Wörtern:

Kirche, Pfarrer, Gott, Thor, Granit, Sünde

2 Gedanken zu „Kalenderblatt – No.15“

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