Vor dem Burgtor
Allgemein

Kalenderblatt – No.22

Adventskalender 2019

Magische Wörter: Kackhaufen, Ritter, Zauberer, Tür

Es war einmal ein Ritter, der war so arm, dass er allerorts nur der arme Ritter genannt wurde. Seine Burg hatte nur einen Turm, so arm war er. Doch der Ritter war glücklich mit seinem Leben. Eines Tages, der Ritter kam gerade von einer Schlacht zurück, lag vor seiner Tür ein riesiger Kackhaufen und er konnte nicht vorbei. Ich sagte ja, er sei riesig.

Der Ritter war sogar so arm, dass er sich nicht einmal Schaufeln leisten konnte, diesen stinkigen Kackhaufen in den Burggraben zu schaufeln und Personal hatte er auch nicht. Er machte sich auf den Weg, den Verursacher des stinkenden Geschenks zu finden und wollte ihn dann zur Verantwortung ziehen.

Da kam er bei dem Bauern vorbei. „Hast du mir vor mein Burgtor gemacht?“, und er machte dabei vier große Schritte nach rechts, vier große Schritte nach hinten, vier große Schritte nach links und vier große Schritte nach vorne. „So einen großen Haufen hat jemand vor meine Tür gemacht!“

„Nein, das war ich nicht, so große Haufen mache ich nicht, frag doch mal meine Kuh! Ich komm gleich mit.“

Der Ritter ging nun zur Kuh.  „Hast du mir vor mein Burgtor gemacht?“, und er machte dabei vier große Schritte nach rechts, vier große Schritte nach hinten, vier große Schritte nach links und vier große Schritte nach vorne. „So einen großen Haufen hat jemand vor meine Tür gemacht!“

„Nein, das war ich nicht, so große Haufen mache ich nicht, frag doch mal den Bären. Ich komm gleich mit.“

Da ging der Ritter zum Bären. Aber auch dieser war es nicht und schickte ihn zum Elefanten. Dieser schickte ihn zur Maus, die schickte ihn zur Katze, diese zum Hund … usw.

Ein Zauberer hatte das ganze Spektakel durch seine Zauberkugel mit angesehen und sich prächtig amüsiert, doch nun wollte er dem Spuk ein Ende machen. Er setzte sich auf seinen fliegenden Zaubertopf und flog zum Ritter.

„Herr armer Ritter“, er räusperte sich noch einmal, „lass die Fragerei, ich kenne den Übeltäter. Komm mit, ich zeig ihn dir.“

Der Ritter ging mit dem Zauberer, denn ein Pferd hatte der Ritter ja auch nicht, einen endlos scheinenden Weg, bis es dunkel wurde. Da standen sie in einem dichten Wald. Eine große Höhle, aus der Rauch qualmte, tat sich vor ihnen auf.

„Wir sind da!“, meinte der Zauberer. „Es tut mir sehr leid, heute war ich mit meinem Drachen Gassi und wir machten einen kleinen Umweg. Gewöhnlich macht mein Drachen so etwas nicht, aber er hatte gestern Bohnen mit mir gegessen …“

„Und da macht der einfach vor meine Tür?“, ist der Ritter empört. „Das kann er schön wegmachen. Der soll mir bloß kommen.“ Er hob seine Fäuste zum Kampf, denn er hatte auch kein Schwert.

Da kam der Drachen schlaftrunken aus der Höhle und der war groß, der Drachen. Mindestens 20 Mann hoch. Der Ritter ließ sich aber nicht beeindrucken und trat dem Drachen auf seinen Zeh. Da jaulte der Drachen auf und hielt sich den Fuß. Ja, ja Spitzenschmerzen gehen zu Herzen, heißt es in einem geflügelten Wort.

Aber der Ritter gab noch nicht auf und stellte den Drachen zu Rede: „Hast du mir vor mein Burgtor gemacht?“, und er machte dabei vier große Schritte nach rechts, vier große Schritte nach hinten, vier große Schritte nach links und vier große Schritte nach vorne. „So einen großen Kackhaufen hat jemand vor meine Tür gemacht!“

„Ja, das war ich!“, gab der Drachen zu.

„Na dann mach ihn weg!“, forderte der Ritter.

Der Drachen sah Hilfe suchend den Zauberer an. Der meinte nur: „Tja, da musst du wohl durch.“

Also gingen der Ritter vorneweg, hinten an der Drachen, der Zauber, der Bauer, die Kuh, der Bär, der Elefant, die Maus, die Katze, der Hund und alle die er sonst noch gefragt hatte zu seiner Burg.

Als sie nun endlich in die Nähe des stinkenden Kackhaufens kamen, mussten sich alle schon einen Kilometer vorher die Nase zuhalten, so schlimm wurde es. Doch sie kämpfen sich tapfer durch. Der Drachen holte tief Luft und blies ein heißes blaues Feuer auf den Kackhaufen, das es nur so knackte und knisterte und als alle wieder die Augen geöffnet hatten, mussten sie die Augen sofort wieder zukneifen, so sehr waren sie geblendet. Statt des riesigen Kackhaufens lag jetzt ein riesiger Berg Goldmünzen vor dem Burgtor.

„Da sag noch mal einer, Geld stinkt nicht. Aber an dem riesigen Goldhaufen komme ich auch nicht vorbei. So soll jeder, der jetzt bei mir ist, sich so viel Gold nehmen, wie er tragen kann. Aber du nicht, Drachen. Du hast die ganze Bescherung ja erst angerichtet.“

Jeder von den Begleitern nahm sich seinen Teil und ging frohen Mutes nach Hause. Der arme Ritter war nun kein armer Ritter mehr. Er baute seine drei Türme an seiner Burg fertig, kaufte ein Pferd und ein Schwert und war auch so glücklich.

Nachtragend war der Ritter nicht. Ab und zu ging er auch mit dem Drachen Gassi. Dazu nahm er aber immer vorsorglich eine große Schaufel mit, die er sich extra anfertigen lassen hat.

˜ Ende ™

Adventskalender – No.23
Morgen mit den magischen Wörtern:

Kanibale, Walöl, Bürste, Kleid, Kette

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